Aus der Geschichte des Männerchor 1886 Neidenfels
Von Emil Kobel
1886 - Es war an einem Sonntag, man schrieb das Datum 31. Januar 1886, als eine kleine Schar von Männern, Georg Lautensack, Josef Leidner, Franz Schäfer, Heinrich Wittemer, Jakob Henrich, Carl Morell, Andreas Frieß, Jakob Frieß II und Sebastian Nikola, an ihrer Spitze der damalige Lehrer Johannes Bosslet im Schulsaal bei einer ersten Versammlung den Gesangverein gründeten. Sie gaben ihm den Namen Gesangverein Eintracht 1886 Neidenfels. Alsbald wurden die Statuten ausgearbeitet, die damals über das Bürgermeisteramt an die hohe königliche Regierung zur Genehmigung vorgelegt werden mussten.
Beim Eintritt in den Verein zahlte man 2.– Mark und der Monatsbeitrag betrug 20 Pfennige, Zwei- bis viermal wurden in der Woche Gesangsstunden abgehalten, ebenso an Sonntagen nach dem Nachmittags-Gottesdienst. An Mitgliedern nahm der Verein stetig zu. Im Jahre 1889 belief sich die Zahl der Aktiven auf 21, die der Passiven auf 39 und zwei Ehrenmitglieder. Im gleichen Jahre nahm Herr Lehrer Boslett seine Dirigententätigkeit, die er aus gesundheitlichen Gründen für zwei Jahre niedergelegt hatte, wieder auf. In der Zwischenzeit stand der Chor unter der Stabführung von Herrn Lehrer Osteroht. Das Honorar betrug damals 70 Mark pro Jahr. Das erste festliche Konzert mit anschließendem Ball fand am 23. Oktober 1887 statt.
Für die Anschaffung einer Vereinsfahne kam der erste Antrag im Februar 1893. Zur Finanzierung derselben wurde eine Spendenliste angelegt, worin sich jede Person mit einem Betrag einzeichnen konnte. Zwei Briefe sandte man auch in das Ausland, den einen an Herrn Sohn in Brasilien und den anderen an Herrn Schäfer in Amerika. Beide Herren galten als Gönner des Gesangvereins. Es dauerte nicht lange und es waren 300 Mark beisammen, sodass die Fahne bestellt werden konnte, und zwar bei der Firma Albrecht in Kaiserslautern. Die Kosten beliefen sich mit allem Zubehör auf 350 Mark.
Am 3. Juni 1894 war es dann soweit, dass die Fahnenweihe stattfinden konnte. Hierzu ist zu erwähnen, dass diese wertvolle Fahne in den Nachkriegswirren des Jahres 1945 von amerikanischen Soldaten entwendet wurde und bis heute nicht mehr aufgetaucht ist.
Das 15jährige Bestehen des Vereins wurde am 1. September 1901 gefeiert, wobei Herr Erwin Glatz als Ehrenmitglied aufgenommen wurde.
Zwei Jahre später wurde wieder ein Waldfest gefeiert, was unter der Bevölkerung großen Anklang fand. Es spielte an diesem Tag die Regimentsmusik des Inf.Regt. 17 Germersheim. Als Festplatz wählte man diesesmal die Nähe des Goldbrünnels.
Das Bier wurde von der Brauerei Neu aus Lambrecht geliefert und kostete pro Liter 17 Pfennige.
Jahresausflug des Vereins am 9. Juni 1907
Man kann wirklich sagen, der Verein hatte keine Schwierigkeiten einen Festplatz zu bekommen, denn 1911 veranstaltete man das 25jährige Stiftungsfest am Harzofen. Ein andermal war man im Kleinbechertal oder auch in der Zwerlenbach.
Die letzten Eintragungen im Protokollbuch waren vom 2. Mai 1914. Der erste Weltkrieg brach im selben Jahr aus und dadurch erlosch die Vereinstätigkeit, denn die meisten Sänger mussten einrücken.
Die erste Generalversammlung nach dem Kriege wurde am 12. Januar 1919 abgehalten. Als Dirigenten konnte man Herrn Lehrer Hund bekommen, der in Neiden fels tätig war. Durch eine Versetzung mußte 1925 Herr Hund verabschiedet werden und an seine Stelle kam Herr Lehrer Werner, der noch vielen bekannt sein dürfte.
Das Vereinsleben nahm seinen normalen Verlauf mit jährlichen Generalversammlungen, Frühjahrs- und Herbstkonzerten. Ebenso wurde in jedem Jahr an Christi Himmelfahrt ein Vereinsausflug unternommen.
Im Jahre 1936 bestand der Chor 50 Jahre. Aus diesem Anlaß wurde am 26. Januar des selben Jahres in der Turnhalle des ehemaligen Arbeiter-Turn- und Sportvereins Neidenfels ein Jubiläumskonzert veranstaltet. Über die Durchführung des Jubiläums liegen weiter keine Angaben vor.
Nachdem im Jahre 1939 der 2. Weltkrieg ausgebrochen war, wurde immer noch mit älteren Sängern gesungen, bis das Singen nach einigen Kriegsjahren ganz eingestellt werden mußte. Erst im Jahre 1947 konnte wieder mit der Singstunde, unter Leitung von Herrn Lehrer Karch, begonnen werden.
Leider konnte Herr Karch aus Altersgründen den Dirigentenstab nicht mehr lange führen. Herr Valentin Buschlinger legte sein Amt als erster Vorstand in jüngere Hände. Herr Karch wurde zum Ehrendirigenten des Chors und Herr Valentin Buschlinger zum Ehrenmitglied ernannt. Danach übernahm Frau Friederike Pfeifer den Männerchor, man schrieb das Jahr 1951.
Durch das musikalische Können von Frau Pfeifer und nach Rückkehr weiterer Sänger aus der Kriegsgefangenschaft erreichte der Männerchor bald wieder einen guten Leistungsstand. Man besuchte Sängerfeste in nah und fern. Nicht selten kam der Chor nach Hause mit einem Präsent in Form eines Weinrömers, einer Urkunde oder Erinnerungsschleife.
Im Jahre 1953 stiftete die Gemeinde Neidenfels unter Bürgermeister Rudolf Hertel im Einvernehmen mit dem Gemeinderat, dem Männerchor 1886 eine neue Vereinsfahne. Hier ein Zitat aus einer Ansprache von Herrn Karch: “Es war uns in ruhigeren Jahren klar, dass die fahnenlose Zeit so nicht bleiben konnte, denn immerhin ist die Fahne ein Symbol, um das sich Männer scharen, die ein kulturelles Anliegen haben”.
Nach Prüfung verschiedener Angebote wurde die Fahne bei der Firma Püttmann, Speyer a. Rh., in Auftrag gegeben. Am 6. und 7. Juni 1953 fand dann das große Fest der Fahnenweihe in einem Festzelt in der Zwerlenbach statt. Die Weihe der Fahne wurde vom Präsidenten des Pfälzischen Sängerbundes, Herrn Hoffmann, vorgenommen. Vom Patenverein Niederhorbach, sowie vom Pfälzerwald-Verein Neidenfels, wurde je eine Ehrenschleife gestiftet. Fahnenjunker war damals Emil Kobel II mit Begleiter Toni Appler und Reinhold Faßbender.
Die drei hübschen Ehrendamen waren
Frl. Edith Julino, Frl. Liesel Wieser,
Frl. Margot Mohrbacher.
Die Vorstandschaft war folgende: 1. Vorstand Otto Neubert, 2. Vorstand Adolf Frieß, Schriftführer Jakob Kaiser, Kassierer Jakob Uhly, Notenwart Karl Knoll.
Durch den Erlös aus dem Fest der Fahnenweihe wurde es möglich, an den Erwerb eines Flügels zu denken, da das alte Tafelklavier den Erfordernissen nicht mehr entsprach. Nach Sammlung unter Sängern und Mitgliedern sowie Spenden von Freunden und Gönnern, wurde es möglich, diesen Gedanken zu verwirklichen.
Am 5. März 1954 wurde dann bei der Firma Musik-Fritz in Neustadt/Weinstraße zum Preis von 2500.– DM ein gut erhaltener Bechsteinflügel erworben. In jener Zeit leitete den Chor Frau Friedericke Pfeifer. Nach langjährigem erfolgreichem Wirken von Frau Pfeifer, wurde sie durch Herrn Lehrer Hoffmann abgelöst. Auch unter ihm waren die Leistungen des Chors erheblich. Leider wurde Herr Hoffmann bald beruflich versetzt und an seine Stelle trat Herr Lehrer Sultan aus Weidenthal. Seine Arbeit sollte aushilfsweise sein, und daraus wurden 10 Jahre.
Es kam eine Zeit, in der das Interesse am Chorgesang in allen Vereinen rückläufig war. Im Jahre 1975 wurde ein Rundschreiben an die Bevölkerung herausgegeben und der damalige 1. Vorstand, Herr Horst Schoberwalter, warb darin um Sänger, damit der Chor erhalten bleiben konnte. Es kamen neue Sänger hinzu, ebenso trat an die Stelle von Herrn Sultan der aus Altersgründen sein Amt als Chorleiter niederlegte, Herr Lehrer Roth.
Im Jahre 1980 wurde Herr Sultan für seinen selbstlosen Einsatz in der Leitung des Chors zum Ehrendirigenten ernannt.
Unter dem damaligen Chorleiter, Herrn Toni Roth, den beiden Vorsitzenden, Herrn Werner Lautensack und Herrn Horst Schoberwalter, kam der Chor zu einer beachtlichen Stärke von über 40 Sängern, zum großen Teil jugendlich und mittleren Alters.
Zur Zeit hat der Männerchor 21 aktive Sänger.